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In kälter werdenden Zeiten – von Kriegen, der zunehmenden und zunehmend ignorierten Klimakatastrophe, vom Glaubwürdigkeitsverlust der Kirchen und einer scheinbaren Glaubensverdunstung (um nur einige Krisen zu nennen) geprägt – versuchen diese Gedichte, den Wärmequellen nachzuspüren: In der Natur, in menschlichen Beziehungen, im Glauben an ein dialogisches, göttliches Du. Dabei spiegeln sie auch die ganz persönliche Suche des Autors nach Antworten auf die Fragen des Leids, des Älterwerdens und Zugehens auf den Tod wider – Antworten, die ihm weniger in Gestalt von Glaubenssätzen, als im Lebenszeugnis von Menschen, den Erzählungen der Evangelien, in der Schönheit der Landschaften und ihrer kulturellen Schätze begegnen. Antworten, die sich in ihm zu Poesie verdichten und im Prozess der Entstehung eines Gedichts eine oftmals überraschende, unvorhergesehene Wendung nehmen. So wird das Schreiben zum dialogischen Prozess, der an sich als zutiefst sinnvoll (und wärmend) erfahren wird – als „kostbare Zeit“, deren Früchte sich dem gleichfalls suchenden, kritisch hinterfragenden Leser auf inspirierende Weise schenken möchten.
(aus Kap. V „Ich sage Du zu dir“)
Blautopfmeditation
Hinabgestiegen
in das Reich meines Todes,
hast du mich
ergründet
Nun steige ich auf,
aus der Tiefe,
und entspringe ihr
Um zu münden,
in deine Unergründlichkeit
Ein Rätsel
Ich bin mir ein Rätsel
Und kann mich
nicht lösen
Du bleibst mir ein Rätsel
Wie könnt ich mich lösen
von dir?
Ich bin dir kein Rätsel
Du hast mich
erlöst
Überwältigt
Die Not ist groß
Sie sieht mich an
Ich suche
deinen Blick
und sehe,
du bist größer
Kommt alle zu mir
Mühselig und beladen
kommen wir
Was geschieht
mit der Last?
Wird sie uns genommen?
Wir kommen
zu dir
Darauf kommt es an
Du bist
der Gewichtgeber
Die Armen habt ihr immer bei euch
Ich habe die Armen bei mir
und die kleine Frau,
im weißen Sari,
die auf dem Müll
das Baby fand
Es war so dunkel in ihr,
doch um sie
wurde es hell
Vielleicht entschuldigt mich
die Unverkäuflichkeit meiner Verse,
die ich schreibe,
auf der Suche nach einem Reich,
in dem nichts weggeworfen wird,
das deine Handschrift trägt
Gedicht für den Mann, den man als Baby auf der Müllkippe fand
I
Er sah,
was ihm geschehen war,
mit deinen Augen
Stets suchen sie
nach dem Menschen,
im Müll
seiner Geschichte
So fand er seine Eltern wieder
Und sie wurden
zu Menschen
für uns
II
Du gibst uns gute Augen,
um im Geschehen
dein Wirken zu sehen
Jünger
Er steht nicht
auf eigenen Füßen
Obwohl er
auf ihnen steht
Er geht so weit
ihn deine Füße
tragen
Hinaus über sich
Spaziergang unter der Woche
Manchmal treiben wir
wie die Blätter auf dem Fluss,
im Licht,
unter leuchtenden Wolken,
auf dem Strom,
der alles trägt
Und die Gegenwart weiß,
wie vergänglich wir sind
Während wir es vergessen
+++
Erscheinung als Softcover, 132 Seiten, Preis 19,26 €.
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