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Gespräche am Jakobsbrunnen

Diese „Gespräche“ umkreisen die Frage nach dem zweifachen Durst des Menschen – und seiner Stillung. Zeichenhaft steht der Jakobsbrunnen für jenen Ort, an dem es zur lebensentscheidenden Begegnung kommt – wenn das „lebendige Wort“ und die Sprache des Menschen sich berühren, der Kreis zwischen Leben, Glauben und Schreiben sich zu schließen scheint.

 

Auszug aus dem Buch:

 

F u ß g ä n g e r   d e s   W o r t s
(statt eines Vorworts)

Der Dichter,
ein Fußgänger des Worts

Ein Leisetreter
auf dem Pflaster der Sprache,
ein Igel

Eingerollt in seine Verse,
behauptet er
ihren Sinn

Gott freilich
gab ihm Stacheln nur
für weiche Schnauzen

 

M a ß

Tropfen,
lichtbrechender,
steinhöhlender,
Gebilde für Sekunden,
fallend,
flüchtig,
zart

Gott ist mit dir
Du bist von seiner Art

Gleich dem, der uns hieß,
wie die Kinder zu werden

Wiederzukommen versprach er
als König und Richter

Wir warteten
Wurden erwachsen

Zweitausend Jahre sind lang
Nach menschlichem Maß

 

 


 

S T I M M E N   Z U M   B U C H

 

Jedes Gedicht ein Gebet –
Andreas Königs Lyrik ist leise, poetisch und voller Demut. Der Psychotherapeut schreibt sie in seinem Kimratshofener „Kammerl“.

Eigentlich mag man keine geräuschvollen Lobesworte finden, angesichts dieses leisen feinen Gedichtbandes „Gespräche am Jakobsbrunnen“ von Andreas König. Man möchte ihm zuraunen, dass eine ungeheure Faszination von seiner Bildsprache ausgeht. Er versteht sich in der Person des Dichters als „Fußgänger des Worts“ und „Leisetreter“. Die in dem Büchlein enthaltenen 80 Gedichte sind allesamt stille, ruhige, demutsvolle Texte, die eine tiefe Gottergebenheit verströmen: „Im Gedicht / geht es mir / um dein Reich … Im Gedicht will ich brennen für dich“.

Königs Gedichte entstehen in seinem „Kammerl“ in Kimratshofen, einem Raum in seinem Haus, in dem er am Morgen, wenn die drei Kinder noch schlafen seine „liebste Zeit“ verbringt. Seiner Sehnsucht nach dem Leben in der Stille gibt er in seinen Gedichten Ausdruck. Königs Gedichte sind von einer Eindeutigkeit geprägt, die die Eindringlichkeit der Aussagen noch verstärken, obwohl er seine eigenen dichterischen Worte als „lautlose Lautgebilde“ bezeichnet. Vorsichtig betritt man die Seiten des Büchlein wie einen heiligen Raum und wandert von einer Seite zur nächsten wie durch eine Wandelhalle von religiösen Gemälden. Und der erste Teil des in elf Abschnitte unterteilten Gedichtbandes ist tatsächlich eine Reise an verschiedene heilige Orte in Tirol, in der Toskana, in München oder in Florenz, von denen König sich inspirieren ließ. „Gedichte sind / Gebete der Verborgenheit“, heißt es in einem der Gedichte. Jedes von Königs Gedichten ist ein Gebet, ist eine demütige Hinwendung an einen, der die Menschen wieder aufrichtet: „Und dann kommst du, / und richtest sie / auf / Halm für Halm / Docht für Docht / Und erklärst sie / zu Menschen“.

Für den als Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche unter seinem bürgerlichen Namen Andreas van Wickeren arbeitenden Lyriker gehen das Menschenbild in Psychologie und Theologie mit zunehmender Berufs- und Lebenserfahrung immer mehr zusammen. „In meiner Arbeit bin ich ja auch existenziellenFragen und Notlagen ausgesetzt. Meinen Patienten begegnen die großen Sinnfragen des Lebens.“ Zu Erkenntnissen gelangt Schreiben gehört für den 43-Jährigen mittlerweile in die Mitte seines Lebens. „Das Schreiben ist etwas, was mir zu leben hilft und wo ich zu Erkenntnissen gelange“, sagt er. „Aber die Lyrik findet ja kein großes Publikum, und so ist man stets auf sich zurückgeworfen.“ Andreas König ist eine neue lyrische Stimme, die mit seiner poetischen Aussagekraft und Sicherheit aufhorchen lässt.

 

Jana Schindler, Allgäuer Zeitung
mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung