Wanderer auf wörtlichen Wegen

In neun Kapiteln unternimmt Andreas König in seiner neuen Sammlung eine Wanderung „auf wörtlichen Wegen“. Damit ist einerseits seine lyrische Arbeit umschrieben – den Wörtern möglichst den Reichtum ihrer Bedeutungen zu entlocken –, andererseits der „Weg des Wortes“ gemeint. Dieses Wort, das am Anfang war, wird auch für den Suchenden zum Ausgangspunkt für seine lyrischen Reflexionen – über das eigene Schreiben und die Poetik, der es zu folgen versucht, über das Eintreten in den Raum der Kirche und des Christlichen, der zeitgleich von so vielen (scheinbar) verlassen wird, in den Raum der Natur, der so Hoffnung gebend und doch von Zerstörung bedroht ist, sowie in den des eigenen Lebens, dort, wo es anderen Menschen (und Tieren), der Liebe zu ihnen, aber auch dem Sterben und sich Lösen aus frühen Verstrickungen begegnet. Alles mündet gleichsam ein in den Aufruf „Habe die Gabe, // die Gabe zu sein“ (im Gedicht „Er ist noch am Werk“), gerichtet an den Menschen, der zu ahnen beginnt, worauf es ankommt – auf dem Weg anzukommen, den das Wort mit ihm gehen möchte.

 

Auszug aus dem Buch:

 

A n n ä h e r u n g s v e r s u c h

Ich wandere
durch eine weiße Landschaft –

 

Bis der Weg
sich zu erkennen gibt,
den die Wörter
gehen wollen

Spurlos folgen sie
meinen Spuren,
wie ich deinen folge,
um dich zu finden

Bis sie uns beide
gefunden haben

Dann
hinterlassen sie
Spuren

 

 

F r ü h e r e   E r i n n e r u n g   a n   u n s
(für C.)

Als wir, am großen See,
auf dem Eis waren,
gefror uns
die Zeit

Wir nahmen sie
wie ein Stück Himmel
in unsere Hände

In deiner Wärme
taute
mein Leben

 

 

I n   O b e r n z e l l

Im Schloss:
Die Dinge aus Ton –

Wir nehmen den Tag
aus deiner Hand
und formen ihn

So weich ist er

So weich
sind wir
in deiner Hand

Nichts
ist schon gebrannt,
nichts eingebrannt

Und nichts zerbrochen –

 

 

 S k u l p t u r e n
(in der Moritzkirche, Augsburg)

Die Wände sind weiß
Das Licht weiß genug

Vor dem aufgeschlagenen Gebetbuch
schläft in der Bank,
den Kopf verhüllt,
die Heimatlose

Aus dem Chor,
durch Pest und Hunger,
eilt ihr der Retter entgegen

Und sie hört
das letzte Wort,
und es lautet
willkommen

 

 


 

S T I M M E N   Z U M   B U C H

 

Gedichte sind verdichtete Wirklichkeitswahrnehmungen. Andreas König legt wie in einem modernen Psalter knapp 150 Gedichte gewissermaßen als Momentaufnahmen vor. Eine Rezension von Johann Pock.

In neun Abschnitten nimmt Andreas König die Leser:innen mit auf eine Wanderung. Beobachtungen, eigene Erfahrungen, Religiöses und Profanes bilden einen bunten Gedankenstrauß. Im Folgenden werden einige ausgewählte Gedichte kommentierend vorgestellt…

Vollständige Rezension lesen >

 

Bericht in Allgäuer Zeitung vom 16.04.2022:

> vollständigen Artikel lesen

 

Bericht in Allgäuer Zeitung vom 20.04.2022:

> vollständigen Artikel lesen

 

Beitrag in Passauer Bistumsblatt vom 24.04.2022:

> vollständigen Artikel lesen

 

Rezension von J. Groß auf www.lehrerbibliothek.de:

> vollständige Rezension lesen