Monat: Mai 2018

Christ zu werden ist nicht nur erfüllend, sondern auch höchst anspruchsvoll…

Der Lyriker Andreas König im Gespräch mit Stephan Lüttich. aus den Reinhold Schneider Blättern (Band 3, Ralf Schuster Verlag Passau, 2017) Herr König, dankenswerter Weise haben Sie den Reinhold Schneider Blättern erneut ein noch unveröffentlichtes Gedicht zur Verfügung gestellt. Ausgehend von einer Architekturbeobachtung steigen wir hinab in den Urgrund des Christentums – historisch mit dem Hinweis auf die Reliquien der Märtyrer, existentiell im Verweis auf den zuweilen fließenden Grund des Glaubens. Dieses Ausgehen von der Begegnung mit historischen Gebäuden, vor allem Kirchengebäuden, findet sich auch in vielen anderen Ihrer Werke – wie übrigens nicht selten auch bei Reinhold Schneider. Ist lyrisches Schaffen für Sie grundsätzlich ein Weg von außen nach innen? Lyrik ist für mich eher der Schnittpunkt zwischen dem Äußeren und dem Inneren. Ausgangspunkt für ein Gedicht kann sowohl die Begegnung mit einer Kirche sein, als auch ein Wort, eine Erkenntnis, die betroffen macht oder erhellend wirkt. Immer geht es darum, „Licht ins Dunkel“ – und zwar zuvorderst in mein eigenes – zu bringen. Ich habe dabei das Gefühl, eher ein Interpret dessen zu sein, was andere, größere Geister bereits vor mir gesehen, gedacht, empfangen haben. Doch erst die Interpretation integriert das Erlebte und Erfahrene in mein eigenes Leben. Selbst, wenn ich meine: Dieser Gedanke, diese Verknüpfung ist neu, stelle ich meist irgendwann später fest, dass schon jemand vor mir darauf gekommen ist. Das bekümmert mich jedoch keineswegs, sondern es freut mich, gliedert mich ein in eine Art von geistiger Gemeinschaft, in der man gerne teilt und einander hilft.…