Monat: April 2020

Ein Wendepunkt?

Mitten oder am Anfang einer Krise scheint es zu früh, über deren Ausgang zu spekulieren. Dennoch möchte ich einer Hoffnung Ausdruck verleihen, die ich hege. Es ist die Hoffnung, dass sie mehr als viele Tote, Trauer, Angst und wirtschaftliche Schäden hinterlässt – sondern zu einem Wendepunkt im Denken und Handeln vieler werden möge. Monatelang beherrschte, vor „Corona“, die Klimakrise unsere Medien. Und dennoch schien es, als würden sich nur wenige Menschen aufgerufen fühlen, ihren Lebensstil zu ändern. Im Gegenteil: Luft-, Schiffs-, Auto- und Schwerverkehr strebten immer neuen Rekordzahlen entgegen. Nun aber schafft es eine Pandemie, einen Zustand herzustellen, den man für unmöglich gehalten hätte: Halbleere Straßen, ein blauer Himmel fast ohne Kondensstreifen, keine Kreuzfahrten mehr. Die Motivation ist freilich eine andere. Und doch fragt man sich, wer hier „die Notbremse“ erfolgreich gezogen haben könnte, um uns, in unserm scheinbar nicht zu verlangsamenden, zerstörerischen Treiben (nicht nur, was die Schöpfung und unsere Lebensgrundlagen betrifft), wenigstens kurzzeitig zum Stillstand zu bringen. Und „Stillstand“ beinhaltet die Möglichkeit, innezuhalten, nachzudenken, innezuwerden, wo wir stehen, worauf es ankommt, wohin die Reise (weiter-)gehen soll. Die leise Hoffnung, die ich habe, ist, dass diese Krise bleibende Spuren in unserem Bewusstsein hinterlässt. Dass sie uns vielleicht sogar grundlegend verwandelt. Ich bin mir bewusst, dass dies mehr ein Wunschtraum ist. Aber wer glaubt, hält die eigene Verwandlung stets für eine reale Möglichkeit. Und wer darüber hinaus Gedichte schreibt, steht öfters an Wendepunkten, etwa vor der Frage: Wie findet er eine Haltung zu dem, was er tut – und was…