Im Sommer dieses Jahres machte mich Prof. Hans Unterreitmeier auf seine Besprechung der Video-DVD „Vom grössten aller Wunder – Betrachtungen über das Wessobrunner Gebet“ von Karl Michael Ranftl aufmerksam. Sie nimmt den Betrachter und Zuhörer mit auf eine musikalisch-meditative Reise zu den Wurzeln des ältesten deutschsprachigen Gedichts christlicher Prägung, interpretiert dieses sprechend, singend, tanzend an verschiedenen, bedeutenden Orten des sog. „Pfaffenwinkels“ in Oberbayern. Dort bin ich aufgewachsen, dort lebt und wirkt der Autor. Seine Tochter Katharina und er geben den alten Worten ihre Stimme und verknüpfen dabei Text, Klang und Landschaft in einzigartiger Weise miteinander. Wer möchte, kann sich über das Werk unter www.kieselklang.de informieren.
Das oben wiedergegebene Bild von der Kreuzbergkapelle bei Wessobrunn stammt von Karl Michael Ranftl. Der Überlieferung nach wurden dort einst Mönche des Klosters, auf ihrer Flucht vor den Hunnen, überfallen und ermordet. Davon freilich verrät dieses schöne Winterbild nichts, außer vielleicht demjenigen, der um die wechselvolle, teils auch blutige Geschichte dieses Ortes weiß. Mir hat dieses Bild große Freude gemacht, erinnert es mich doch an „meine Wurzeln“ und an viele glückliche Tage, die ich in und bei Wessobrunn verbringen durfte.
Karl Michael Ranftl verdanke ich auch den Hinweis auf die Pfarralpe bei Missen. Als ich im Herbst einmal eine längere Mittagspause hatte, bin ich dort hinaufgewandert, sozusagen seinen Spuren folgend. Geht man noch ein wenig weiter, erreicht man einen schönen Aussichtspunkt oberhalb des Alpsees, wo es sich auch – vor großer Kulisse – gut Brotzeit machen lässt. In der Zeit danach entstand dieses Gedicht:
Pfarralpe
(bei Missen)
Die alten Bäume brechen von der Zeit
mir Stücke
Ich esse sie
einfach
Es gibt also Glücksfälle und -tage, die häufig aus der Begegnung mit Menschen hervor gehen, deren Geist dem eigenen nahe steht.
Ein besonderer Augenblick ist zweifellos auch der, wenn man als Autor ein gerade gedrucktes, neues Werk in Händen hält. Wie bereits in einem früheren Eintrag angekündigt, gibt es einen neuen Gedichtband – das heißt, es wird ihn bald „offiziell“ geben, denn sein Erscheinen wurde auf Mitte Januar 2018 terminiert. Hier möchte ich schon einmal sein äußeres Erscheinungsbild zeigen:
Der Band ist bewusst schmal gewählt. Der Titel ist doppeldeutig: „Im Kreuzgang“ bezeichnet nicht nur den „überdachten Wandelgang“ um einen Klosterhof, sondern spielt auch auf eine besondere „Gangart des Lebens“ an. Wer sich „im Kreuzgang“ befindet, läuft auf denselben Wegen anders, sieht sich und das Leben mit seinen Wechselfällen in einem anderen Licht. Im Unterschied zu früheren Arbeiten enthält das Buch Fotos, welche mit den jeweiligen Gedichten korrespondieren. Es war sehr spannend, dieser Idee zu folgen – und ich danke schon jetzt meinem Verleger, Dr. Ralf Schuster, der den Gedanken ins Spiel brachte, und allen Fotografen, die ihre Gabe, ihren Blick einbrachten und die Bilder zur Verfügung stellten. Besonders bedanke ich mich bei Frau Christa Pantke und Herrn Holger Farr, die so viel Mühe auf sich nahmen, um verschiedene Passauer Orte zu besuchen und (in sich) „aufzunehmen“. Es ist schon ein Glück, Menschen zu finden, die sich der eigenen Arbeiten annehmen, sogar bereit sind, das wirtschaftliche Risiko einer Veröffentlichung zu wagen, wo doch nicht mit großem Gewinn zu rechnen ist. Dennoch hoffe ich, dass das Buch für alle, die es ermöglicht und daran mitgewirkt haben, ein Gewinn sein wird – und natürlich für seine künftigen Leser. Bald nach Beginn des neuen Jahres wird man es auf der Internetseite des Ralf Schuster Verlages finden und dort auch bestellen können.
Gesegnete Adventszeit und frohe Weihnachten!